Cantilever-Bremsen (Konstruktion und Einstellung)

Was bedeutet Cantilever und bei welchen Fahrrädern kommen Cantilever-Bremsen am besten zum Einsatz, darum geht es in diesem Beitrag.

Was heißt „Cantilever“?

Cyclocross-Bike

Cyclocross-Bike

Cantilever ist ein englischer Begriff, der allgemein für auskragende Bauteile steht. Genau diese auskragende Konstruktion weisen die beiden Kipphebel der Fahrradbremse auf, die um eine Achse rotieren. Die Achse sitzt dabei auf einem Sockel, der mit der Gabel des Vorderrades bzw. mit dem Fahrradrahmen am Hinterrad verschweißt ist.

Die Cantilever-Bremse wird am unteren Ende der Gabelscheide eines Fahrrads montiert. Die Wirkung wird mittels zweier Ausleger bzw. „Kragarme” erzeugt. Diese sind mit Stahlkugeln verbunden und wirken direkt auf die Felgen ein. Aus diesem Grund nennt man die Cantilever-Bremse auch Felgenbremse.

Welche Vorteile haben Cantilever-Bremsen?

Heutzutage sieht man die klassische Cantilever-Bremse (Felgenbremse) nur noch selten. Doch sie hat diverse Vorteile zu bieten:

  • sehr geringes Gewicht
  • zuverlässige Bremswirkung mit Alufelgen
  • kaum Überhitzungsprobleme mit Alufelgen
  • effektiv auch bei höherem Gesamtgewicht
  • wenig Verschleiß an den Bremsbelägen
  • geringe Anschaffungskosten
  • einfache Wartung

Aber auch die Nachteile sollten nicht aus den Augen gelassen werden:

  • Bremsleistung bei Nässe verringert
  • Verschleiß der Felgenflanke
  • schlechtere Dosierbarkeit
  • geringere Bremskraft (verglichen mit V-Brakes)
  • höhere Wartungsintensität (z.B. Wechsel der Seilzüge)

Wie ist eine Cantilever-Bremse konstruiert?

Eine Cantilever-Bremse besteht aus zwei getrennte Bremsarmen, einem auf jeder Seite der Felge. Jeder dieser Kragarme sitz dabei auf einem unabhängigen Sockel, der als Drehachse fungiert. Beide Bremsarme sind mittels eines Querzuges verbunden, der oberhalb des Reifens geführt wird.

Die eine Hälfte des Querzuges ist direkt mit jeweils einem der Bremsarme verbunden, die andere verbindet den Bremsarm und den Querzugträger. Um einen leichteren Ausbau des Reifens zu ermöglichen, ist es möglich, die Bremsarme auszuhängen. Diese Art der Konstruktion nennt man auch Verbindungszug.

Entstehungsgeschichte von Cantilever-Bremsen

Cantilever-Bremsen wurden vor allem in Zeiten des Fahrradbooms in den 80er und 90er Jahren verbaut. Damals verhalf ihnen vor allem die große Popularität von Mountainbikes zum Durchbruch. Da diese Räder besonders dicke Reifen haben, waren die Cantilever-Bremsen zu dieser Zeit die beste Wahl.

Heute hat man sich auch im MTB-Bereich weitestgehend von Cantilever-Bremsen verabschiedet und setzt eher auf Scheibenbremsen, die eine höhere Bremsleistung bei steilen Abfahrten ermöglichen.

Für welche Räder eignet sich Cantilever-Bremse?

Cantilever-Bremsen

Cantilever-Bremsen

Fahrräder, die einen Canti-Sockel haben, werden zumeist mit den neueren V-Brakes ausgestattet. Diese benötigen die gleichen Sockel, sind aber ein modernes und einfacheres System. Klassische Cantilever-Bremsen lassen sich also problemlos durch V-Brakes ersetzen.

Im Bereich der Cyclocross-Räder und anderen Rädern, die keine Disc-Aufnahme ermöglichen, haben die Cantilever-Bremsen eine Nische gefunden, in der sie bis heute ihre Bedeutung haben.

Wie stelle ich eine Cantilever Bremse ein?

Zunächst müssen Sie die Stellschraube so einstellen, dass beide Bremsarme symmetrisch zueinander stehen. Dabei sollten sie nach jeder Umdrehung der Schraube den Bremshebel anziehen, um die Position zu kontrollieren, die die Bremse im entspannten Zustand einnehmend wird.

Das entscheidendste Merkmal einer optimal eingestellten Canti-Bremse ist der Winkel zwischen Bremshebel und Y-Seil. Dieser sollte möglichst genau 90° betragen. Ist der Winkel zu klein, dann wird die Bremse zu weich. Das bedeutet, mehr Kraftaufwand ist nötig, um beim Bremsen die gewünschte Wirkung zu erzielen, weil der Hebelweg länger ist. Ist der Winkel größer als 90°, dann ist auch die Bremswirkung härter.

Ein Hebelweg von ungefähr ¼ hat sich als optimal herausgestellt. Das bedeutet, dass die Bremse nach ca. einem Viertel des maximal möglichen Weges des Bremshebels anspricht (wobei 100 % einem bis zum Anschlag angezogenem Bremshebel entspricht.).