In 2021 entwickelte die Bundesregierung den Nationalen Radverkehrsplan 3.0. Dadurch soll Deutschland mehr Umweltmanagement betreiben und bis 2030 zum Fahrradland gemacht werden.
Nationaler Radverkehrsplan 3.0
Gemäß Experteneinschätzungen könnten bis zu 30 Prozent der Autofahrten in Ballungsräumen durch den Umstieg auf Fahrradfahrten ersetzt werden. Das Umweltbundesamt hat die wichtige Verantwortung, dieses Potenzial zu erschließen, um damit die Umweltbelastung nachhaltig zu reduzieren und die Lebensqualität der Stadtbevölkerung zu verbessern.
Der Nationale Radverkehrsplan (NRVP) stellt die von der Bundesregierung erarbeitete Strategie dar, um den Fahrradverkehr in Deutschland zu fördern. Der Plan wurde im Jahr 2021 in einem breiten Dialogforum mit zahlreichen Experten aus den Gebieten der Wissenschaft, Wirtschaft, Verbänden, Verwaltung und Zivilgesellschaft entworfen und beinhaltet folgende acht Leitziele:
- Schaffung eines lückenlosen Radwegenetzes
- Absolute Sicherheit im Radverkehr für alle Altersgruppen
- Einbeziehung des Fahrrads für Lastentransport (City-Logistik)
- Ausbau geschützte Radwege entlang stark befahrener Straßen
- Errichtung von Radschnellwegen für Pendler
- Radfahrer-sichere Gestaltung von Kreuzungen
- Ausbau moderner Abstellmöglichkeiten für Fahrräder
- Smarte Vernetzung mit dem öffentlichen Personennahverkehr
Deutschland muss ein Fahrradland werden
Gemessen an der Anzahl der Fahrträder, besitzt hierzulande nahezu jeder Bürger ein Fahrrad: Im Jahr 2020 gab es in Deutschland es etwa 79 Millionen Fahrräder. Über sieben Millionen davon waren E-Bikes. Im Jahr 2017 wurden insgesamt 28 Millionen Strecken und 112 Millionen Kilometer mit dem Fahrrad zurückgelegt. Die durchschnittliche Streckenlänge betrug dabei 3,7 Kilometer für konventionelle Fahrräder und 6,1 Kilometer für E-Bikes.
Um den Radverkehr in Deutschland massiv und nachhaltig weiter auszubauen, ist ein neues Bewusstsein der gemeinschaftlichen Verantwortung von Bund, Ländern und Kommunen gefragt. Während Bund den NRVP umsetzt und den Bau von Radwegen entlang von Bundesstraßen finanziert, übernehmen Ländern und Kommunen im Rahmen der föderalen Aufgabenteilung die lokale Radverkehrsförderung und den Ausbau der Radwegeinfrastruktur.
Umweltverschmutzung durch Straßenverkehr
Einer der größten Umweltverschmutzer weltweit ist der Straßenverkehr: Die Abgase sind für bis zur Hälfte des menschlichen Beitrags zum Klimawandel verantwortlich. Der Straßenverkehr ist im Vergleich zu anderen Verkehrsträgern der umweltschädlichste. Er ist eine starke Quelle chemischer, lärmtechnischer und mechanischer Verschmutzung. Und die schädlichen Auswirkungen des Autoverkehrs auf die Umwelt nehmen mit dem Wachstum der Fahrzeugflotte immer weiter zu.
Während z.B. Anfang der 70er Jahre der Anteil der durch den Autoverkehr in die Atmosphäre eingebrachten Schadstoffe von Wissenschaftlern auf durchschnittlich 13% ermittelt wurde, so macht er heute 50% aus und wächst weiter. In den Städten und Industriezentren ist der Anteil des Autoverkehrs an der Gesamtverschmutzung sogar viel höher und erreicht 70% und mehr, was ein ernstes ökologisches Problem darstellt, das mit der Urbanisierung einhergeht.
Politischer Beitrag mit individueller Beteiligung
Die meisten Menschen versuchen sich gesund und umweltfreundlich zu ernähren, frische Luft zu atmen und in ökologisch unbedenklichen Gebieten zu leben. Die Ökologie entwickelt sich heute zu einer umfassenden und wichtigen wissenschaftlichen Disziplin. Wenn wir einen lebendigen und gesunden Planeten für unsere Nachkommen erhalten wollen, muss jeder von uns seinen eigenen Beitrag leisten und etwas unternehmen.
Was muss also getan werden und wie kann jeder Einzelne zu der Erhaltung der Umwelt beitragen? Da der Radverkehr mit keinen schädlichen Emissionen verbunden ist, hätte der Umstieg vom Auto aufs Fahrrad eine starke und nachhaltige positive Wirkung auf die Umwelt. Durch die Förderung des Fahrradverkehrs seitens Politik würden alle Menschen profitieren, selbst denjenigen, die öffentliche Verkehrsmittel nutzen oder zu Fuß gehen.
Weitere Vorteile von Förderung des Radverkehrs
Neben dem nachhaltiger Wirkung auf Umweltschutz haben die Fahrräder viele weitere Vorteile: Sie sind leise und brauchen im Vergleich zu den Autos viel weniger Platz auf Straßen und Parkplätzen, so dass mehr öffentlicher Raum für die Menschen in den Städten entsteht. Auf kurzen Strecken von 4-5 km ist es außerdem das schnellste Verkehrsmittel, und auf langen Strecken lässt sich das Fahrrad perfekt mit dem öffentlichen Verkehr kombinieren, der die Umwelt weit weniger belastet als der Pkw.
Fahrräder sind gesundheitsfördernd: Sie tragen dazu bei, den Verkehr sicherer zu machen und sorgen für gesunden Lebensstil. Durch vermehrte körperliche Aktivität durch Fahrradfahren wird die Lebensqualität und Gesundheit der Menschen gefördert. Bereits 30 Minuten Radfahren pro Tag kann das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen um mehr als 50% senken und vor anderen Zivilisationskrankheiten wie Diabetes und Übergewicht schützen.
Welches Land hat die meisten Radfahrer?
Die Niederlande sind ein klarer Rekordhalter, was die Anzahl der Fahrräder pro Einwohner betrifft. Statistisch gesehen besitzt jeder Niederländer ein Fahrrad, was 16 Millionen ausmacht. Die durchschnittlich zurückgelegte Strecke auf dem Fahrrad beträgt in Niederlanden 2,5 Kilometer pro Tag und Person. Die Einheimischen geben jährlich rund eine Milliarde Euro für ihre Fahrräder aus. Der Anteil der Menschen, die in Holland Radwege nutzen, liegt bei erstaunlichen 99,1 %.
Amsterdam gilt als die Hauptstadt aller Fahrradfahrer und ist zugleich eine der umweltfreundlichsten Hauptstädte der Welt. Sie verfügt über mehr als 400 Kilometer Radwege. Auch die niederländische Stadt Utrecht ist für ihre radfreundliche Infrastruktur weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt. So befindet sich in Utrecht das größte Fahrradparkhaus der Welt mit einer Fläche von 17.000 Quadratmetern und unglaublichen 12.500 Fahrradstellplätzen.